Glosse

Schwammstadt

von Werner Augustin

Nein, nicht Schwalmstadt. Auch nicht Schwarmstadt. Der Verfasser gibt an dieser Stelle zu, den Begriff „Schwammstadt“ bis vor kurzem nicht gekannt zu haben. Worum es geht? Richtig, um das kostbarste Gut auf Erden, das Wasser!

Obgleich der Klimawandel seit Jahrzehnten mit voller Berechtigung eines der Top-Themen in unserer Gesellschaft darstellt, ist er im sprichwörtlichen (und realen) Sinn „älter als der Böhmerwald“. Ohne Klimawandel wäre unser Planet nämlich immer noch genauso unbewohnbar wie ein paar Millionen Jahre nach dem Urknall. Auch die „Kleine Eiszeit“ zeugt davon, dass nichts so präsent ist, wie die Veränderung. So war die Zeit zwischen dem dreizehnten und dem neunzehnten Jahrhundert in unseren Breiten im Vergleich zu heute (im Mittel) bitterkalt. Während zuvor in Norwegen der Wein gedieh! Ein Märchen? Mitnichten.

Und genau dieses Kapitel wird seit dem letzten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts neu geschrieben. So staunte der Verfasser nicht schlecht, als er las, dass am Oslofjord, in der Telemark und in Südnorwegen wieder fleißig „gewinzert“ wird. („DRØBAKER PLOMBENREISSER 2019“?) Klimawandel, eben! Derzeit geben sich extreme Wetterlagen die Klinke in die Hand. Auf Trockenheit folgt nicht selten „ungebremste“ Nässe, wenn sich punktuell die sprichwörtlichen Schleusen öffnen und ganze Siedlungen unter Wasser setzen. Soda-Wasser sozusagen, da es dann eigentlich nur so da ist und in dieser Form weder der Infrastruktur und dem Wohlsein der Bewohner/innen zuträglich ist. Und hier setzt das Konzept der „Schwammstadt“ an.

Der bisherige Weg lässt sich mit „Niederschlagswasserbeseitigung“ umschreiben und sollte eigentlich der Vergangenheit angehören. Welche Wohltat, wenn das Wasser nicht einfach „weggepumpt“ wird, sondern der hitzeflimmernden Stadt ein wenig Linderung verschafft.

Die technischen Grundvoraussetzungen bestehen in Rückhalt (bei Starkregen entsteht keine urbane Seenlandschaft), Entsiegelung von Flächen (Verminderung von Oberflächenabfluss), Versickerung (Hochwasser- und Überflutungsschutz) und Verdunstung (Stichwort „Gründach“). Sinnvoll kombiniert tragen diese Maßnahmen zum Erhalt des lokalen Wasserhaushalts bei und fördern das Wohlbefinden der ansonsten hitzegestressten Bevölkerung. Den Begriff des „Gründachs“ sollten wir uns merken. Sie ahnen schon; so manche PV-Anlage wird künftig bauplanrechtlich zweiter Sieger werden…

Unsere Wohnungswirtschaft ist wie geschaffen dafür, auch in diesem Segment Impulse zu setzen und das Konzept der Schwammstadt, wie sagt man so schön, „breiteren Schichten der Bevölkerung“ näherzubringen. Und unterstreicht damit unsere gelegentlich unterschätzte Position in Politik und Gesellschaft.